Donnerstag, 11. Dezember 2014

Isländische Weihnachtstrolle

Als ich vor 11 Jahren damals 10 Monate in Island als AuPair war habe ich dort auch Weihnachten verbracht. Grundsätzlich wird es dort ähnlich gefeiert wie hier (zumindest in meiner Gastfamilie). Bescherung am Heiligabend evtl. mit Kirchgang am 1. und 2. Feiertag Familientreffen. Ein paar Sachen sidn aber doch anders. Heute stelle ich die isländischen Weihnachtstrolle (eine Mischung aus Nikolaus, Adventskalender und Weihnachtsmann) vor.

Es in meiner Gastfamilie nicht üblich das es einen Adventskalender gab (und vermutlich traditionell im ganzen Land eher nicht). Die Kinder bekamen zwar Gutscheine für einen gratis Schokoladenadventskalender von der Bank (ich war noch vor der Wirtschaftskrise dort), diese wurden von der Familie aber nicht eingelöst (jeweils einen habe ich aber für mich und 2 meiner Au Pair Freundinnen eingelöst, sonst wären sie nur weggeschmissen worden udn wir haben usn gefreut).
Üblich sind dagegen die 13 Isländischen "Weihnachtsmänner". Die Weihnachtsmänner sind eigentlich eher "Weihnachtstrolle"- Jólasveinar auf isländisch.
Generell ist es in Island sowieso sehr verbreitet an mystische Wesen wie Elfen, Trolle etc. zu glauben da werden auch mal Straßen an anderer Stelle gebaut weil auf der ursprünglichen Route Elfen wohnen. Es gibt eine Elfenbeauftragte die im Zweifelsfall zu Rate gezogen wird.
Daher ist es auch nicht verwunderlich das auch diese Tradition aus einem Volksglauben herrührt.
Die Geschichte ist also so, dass ab dem 12. Dezember jeden Tag ein weiterer Weihnachtstroll aus den Bergen, wo sie wohnen, zu den Menschen kommt. Sie wohnen dort mit ihrer Riesen Trollmutter Grýla, dem Vater Leppalúði, der Weihnachtskatze und (ca.60) weiteren Kindern von Grýla. Ursprünglich als Schreckgestalten die auch mal Kleinigkeiten, Essbares oder unartige Kinder (für den Kochtopf ihrer Mutter) stahlen und die Menschen ärgerten, bringen sie heute jedoch kleine Geschenke mit.
Jeden Abend ab dem 11.12. bis zum 23.12 müssen die Kinder einen Schuh auf die Fensterbank stellen und am nächsten morgen ist ein kleines Geschenk drin - sozusagen der isländische Adventskalender. Bis zum 24.12. (Aðfangadagskvöld = Anfangsabend/Heiligabend) kommt jeden Tag ein weitere Weihnachtstroll in die Stadt und ab dem 25.12. (Jóladagur = Weihnachtstag) verschwinden sie Tag für Tag in der Reihenfolge wie sie gekommen sind bis der letzte am 6. Januar dem 13. Weihnachtstag (þrettándan) verschwunden ist. Zu diesem Anlass gibt es am Abend des 6. Januars auch immer nochmal ein großes Feuerwerk. Fast wie ein zweites Silvester.
Grýla & Leppalúði mit Jólakötturinn - Bild: "Íslensku jólasveinarnir kvæði og teikningar"
Die Trollmutter Grýla lässt ihre Kinder der Geschichte nach nur das eine mal jedes Jahr im Dezember aus der Höhle raus. Vor allem auch deshalb weil es zu der Zeit besonders dunkel in Island ist und Trolle zu Stein erstarren wenn sie ins Sonnenlicht kommen.
Um die Trollmutter Grýla ranken sich sehr viele Geschichten und sie gilt als Kinderschreck die gerne unartige Kinder frisst. Der Geschichte nach lässt sie sich von niemand etwas sagen. Sie hat noch viele weitere Trollkinder (vermutlich von den vorherigen Ehemännern) die dort ebenfalls wohnen, aber für diese Geschichte keine Rolle spielen. Sie ist recht faul und ruht sich manchmal Jahrhunderte lang aus, dann wird auch nichts gekocht. Wenn sie sich dann aber aufrafft, dann gleich mit einem riesigen Feuer, welches bis an die Erdoberfläche zu spüren ist - für die Menschen als Vulkanausbruch sichtbar.
Leppalúði ist ihr 3. Ehemann mit dem sie zusammen diese 13 Weihnachtstrollkinder hat. Er ist vor allem deshalb noch ihr Ehemann weil er freundlich und treu ist und sie machen lässt,während er sich zurück hält.
Die große schwarze Weihnachtskatze (Jólaköttur) frisst (laut Wikipedia) faule Leute die nicht alle Wolle vom Herbst verarbeitet haben und diejenigen die es geschafft haben bekommen als Belohnung dafür "Jólaföt" (Anziehsachen zu Weihnachten). Mir wurde damals gesagt das die Katze einen frisst wenn man sich nichts neues zum Anziehen für Weihnachten gekauft hat oder zu Weihnachten geschenkt bekommt, vermutlich handelt es sich um eine angepasste Geschichte da die meisten Leute wohl keine Wolle zu verarbeiten haben trotz der vielen Schafe auf Island.
Aus dem 18 Jahrhundert gibt es ein Gedicht über die Riesenmutter Grýla in dem wohl die Zahl der Weihnachtstrolle auf 13 festgelegt wird. Die Namen der Trolle wurden anscheinend erst Ende des 19. Jahrhunderts in einer Sammlung von Volkssagen festgelegt. Da die isländische Sprache gerade bei neuen Wort Kreationen eine sehr Bildreiche Sprache ist, gehen auch die Namen der Trolle auf ihre Vorlieben beim Essen zurück.
Da die ursprüngliche Geschichte besonders für die kleinen Kinder schon sehr unheimlich ist und vom Aussterben bedroht war (auf Grund der Konkurrenz mit dem "echten Weihnachtsmann"), wurde sie etwas angepasst. Es ist heute so, dass die Aufgabe der Trolle noch daraus besteht die unartigen Kinder zu fangen aber dann helfen sie sich auch gegenseitig die Kinder zurück zu bringen und Grýla hat schon lange kein Kind mehr für ihren Kochtopf bekommen. So werden sie heute oft für Weihnachtsmänner gehalten und man sieht auch in Island immer häufiger Weihnachtsmänner wie wir sie kennen mit rotem Mantel etc.
Das sie inzwischen Geschenke bringen wird damit begründet, dass die Trolle schnell gemerkt haben das das Menschen essen viel besser schmeckt als das ihrer Mutter und sie anfingen Essen zu klauen bis die Menschen die das bemerkte es ihnen freiwillig je nach Geschmack (siehe Namen) hinstellten. Aus schlechtem Gewissen heraus legten die Trolle schöne, große Steine im Garten der Menschen ab. Ein Dankeschön nach Trollart das bei den Menschen auf keine große Gegenliebe stoß und so fingen die Trolle an kleine Geschenke für die artigen Kinder zu basteln die sie ihnen jetzt jeweils mitbringen. Unartige Kinder bekommen eine Kartoffel.

Ich werde jetzt ab morgen bis zum Heiligabend jeden Tag den Troll hier vorstellen der sich an dem jeweiligen Tag auf den Weg zu den Kindern in Island macht.


Quellen: