Dienstag, 11. November 2014

St. Martin

Als erstes ein Geständnis ich mag St. Martin.
Als Kind mochte ich das schon im Dunkeln mit der Laterne raus zu gehen und Lieder zu singen. Ein helles Licht in der dunklen Jahreszeit.
Ich bin in Köln groß geworden. Da ist das Martins singen tief verwurzelt. Wir haben bis ins 4. Schuljahr (erst im Kindergarten, dann in der Schule) Laternen gebastelt. Bei uns in der Schule war vor allem die im 4. Schuljahr etwas besonderes. Wir haben eine Laterne au Holz gebaut. Ein Fachwerkhaus mit Transparentpapier hinter den Streben und mit echter (kleiner) Glühbirne, Batterie sowie An- und Ausschalter unter der Bodenplatte. Zu Beginn bekam jeder 4. Klässler eine Materialliste und dann wurde bis St.Martin im Kunstunterricht, in der Freiarbeit und wenn es zum Ende hin knapp wurde auch in der Mittagspause daran gearbeitet. Mit Anleitung der Lehrer natürlich. Ich habe leider kein Bild davon zumindest nicht hier vermutlich haben meine Eltern welche, aber halt analog und in Köln. Aber das war natürlich schon etwas besonderes und die Laterne stand noch Jahrelang in meinem Zimmer.
Früher lief es dann so ab das ein St.Martinszug von Kindergarten/Schule stattfand. Im besten Fall mit St. Martin auf dem Pferd, einer musikalischen Begleitung und dazu ein großes (bewachtes) Feuer im Stadtpark, auf dem Parkplatz der Einrichtung, wo es sich halt anbot. Dann wurde gelaufen und unter Begleitung der Blaskapelle (oder ähnlichem) St. Martinslieder gesungen: "St. Martin", "Ich geh mit meiner Laterne", "Durch die Straßen auf und nieder", "Laterne, Laterne" und "Dä hellje Zinter Mäetes". Am Feuer angekommen wurde da noch weiter gesungen und das Feuer bestaunt, außerdem wurden (vorher bei der jeweiligen Einrichtung) bestellte Weckmänner ausgeteilt. Irgendwann brach man auf mit Nachbarn oder Freunden und ging weiter zum "Martinssingen". Dabei zog man entweder zu Privathaushalten oder in Läden klingelte und wenn geöffnet wurde, wurden ein bis zwei Lieder gesungen und als Dank bekam man dafür ein paar Süßigkeiten, Mandarine, Äpfel, Taschentücher oder auch mal 50pfennig.
Da wir jetzt nicht mehr in Rheinland wohnen ist das etwas anders. In Ostwestfalen fällt das ganze Martinssingen weg. Ich weiß nicht ob das nie gemacht wurde oder ob das inzwischen wegen Halloween verdrängt wurde.
Dieses Jahr ist unser 3. Martinsfest hier. Da K1 direkt nach dem Umzug hierher in den Kindergarten gegangen ist war das nach 1 Monat hier leben das erste Fest im Kindergarten. Laternen werden zumindest in unserem Kindergarten nur von den Eltern gebastelt (aber ich schrieb ja schon darüber). In unserem Ort bzw. eigentlich im direkt angrenzenden Nachbardorf findet der Martinszug immer am 11.11. statt egal welcher Wochentag das ist. In unserem ersten Jahr hier war das ein Sonntag. Alle Kinder sollten dann gegen 2oder 3 (so genau weiß ich das nicht mehr) im Kindergarten sein dort wurden nochmal Lieder gesungen, Kekse gegessen und die Martinsgeschichte erzählt/vorgelesen und gegen halb 5 wurden dann alle Kinder mit Erzieherinnen von 2 gemieteten Planwagen abgeholt die es im Ort gab und zum Platz vor der Feuerwehr im Nachbarort gebracht wo der Zug starten sollte. Da wurden sie von den Eltern in Empfang genommen und alle zusammen, sowie alle aus den 2 Orten und auch weiteren Nachbarorten die teilnehmen wollten nahmen teil. Der anschließende Zug ist in allen Jahren gleich geblieben. St.Martin ritt auf Pferd (mit Lichterkette in der Mähne) vorneweg dahinter links und rechts Fackelträger von der Jugendfeuerwehr und in der Mitte der Posaunenchor aus dem Nachbarort. Dahinter alle Teilnehmer die größtenteils nicht singen. Gespielt werden: "St. Martin", "Ich geh mit meiner Laterne", "Der Mond ist aufgegangen" (auch wenn ich nicht weiß was das mit St. Martin zu tun hat) und einer meiner neuen Favoriten "Abends wenn es dunkel wird". Alle zusammen gehen zum Kurpark wo erst der katholische und der evangelische Pastor ein paar Worte sagen, alle gesegnet werden und das Vaterunser gesprochen wird. dann spielt der örtliche Reitverein die Legende vom heiligen St. Martin nach. Das Feuer ist Bestandteil des Spiels und relativ klein in einer Feuerschale. Am Ende können alle nochmal zurück zur Feuerwehr gehen. Auf dem Weg spielt auch nochmal der Posaunenchor. Bei der Feuerwehr gibt es etwas zu essen (zu kaufen) und zumindest in den letzten Jahren konnte man vorher bei den beiden örtlichen Bäckereien so einen Coupon kaufen für eine kleine Tüte mit Nachzeug den man da einlösen konnte (die obenen genannten Weckmänner heißen hier "Stutenkerl" und werden an Nikolaus gegessen). Dann gehen einfach alle nach Hause wann sie wollen.
Letztes Jahr sind alle Kinder extra nachmittags nochmal zum Kindergarten gekommen damit sie gemeinsam  mit den Planwagen zur Feuerwehr fahren konnten. Die Feierlichkeiten gab es vormittags schon in der Gruppe. Leider ist der Planwagenfahrer/besitzer jetzt in Rente gegangen. Daher haben alle Kinder, Eltern und Erzieherinnen sich dieses Jahr am Festplatz getroffen und sind dann gemeinsam die letzten Meter bis zur Feuerwehr gelaufen.
Jedenfalls habe ich immer so Kindheitsgefühle wenn man mit den Laternen durch die Dunkelheit läuft zu den Klängen des Posaunenchors und dazu die alten Lieder singt.