Dienstag, 18. November 2014

Erinnerungen an die Weihnachtszeit

Ich mag die Vorweihnachtszeit eigentlich noch viel lieber als Weihnachten. Die tollen Vorbereitungen wie Plätzchen backen und Sachen basteln. Geschenke aussuchen und sich ausmalen wie der Beschenkte sich darüber freut. Jeden Tag eine kleine Überraschung im Adventskalender. An Weihnachten selber ist es (vor allem jetzt mit eigenen Kindern) meist stressiger und vor allem schnell vorbei. Die Vorfreude dauert viel länger. Aber natürlich mag ich auch Weihnachten selber, die besondere Stimmung und die großen Familientreffen die bei uns dazu gehören.
In meiner Kindheit gehörten in die Vorweihnachtszeit vor allem Pfefferkuchen beim Oma & Opa backen (ungefähr 20 Bleche da wir eine große Familie sind), als wir älter waren durften wir zum Spritzgebäck "aufsteigen" und die kleineren Cousins & Cousinen durften bei den Pfefferkuchen helfen manchmal wurde auch an 2 Tagen Pfefferkuchen gebacken damit alle mitmachen können. Von Oma und Opa Mü (mütterlicherseits) gab es zur Adventszeit auch immer einen Schokoladenadventskalender für jedes Enkelkind die bei ihnen in der Küche hingen und bei jedem Besuch durften wir dann die vergangen Türchen mit öffnen. Als wir älter waren und seltener zu Besuch durften wir sie dann mit nach Hause nehmen. Gebacken haben wir aber auch später noch selbst als ich für das Studium 300 km entfernt gewohnt habe bin ich dafür noch mal an einem Wochenende in Köln gewesen.
Außerdem gehört dazu das meine Oma Mü uns in der Adventszeit immer 2 Bücher vorgelesen hat. "Wo der Weihnachtsmann wohnt" von Mauri Kunnas und die Geschichte von Trinchen Mutser- "St. Nikolaus in Not" von Felix Timmermanns. Beide Bücher habe ich inzwischen geerbt (als meine Großeltern vor 2 Jahren in eine kleinere Wohnung gezogen sind konnten sie vieles nicht mehr mitnehmen und wir haben außerdem noch einen Esstisch, 4 Stühle und einen Vorratsschrank bekommen) und wir lesen sie auch jetzt wieder gerne.
Auch unser Weihnachtsfest lief immer nach dem gleichen Schema ab. Heiligabend waren wir im Kindergottesdienst, dann war Bescherung zu Hause. Anschließend sind wir zum Abendessen zu meinen Großeltern Mü gefahren dort gab und gibt es immer Königin Pasteten mit einer braunen Soße (Jägersoße) als Füllung wo Pilze, Paprika und gekochter Schinken drin sind. Dann wurde aufgeräumt und einer der Erwachsenen ist gucken gegangen ob das Christkind schon im Wohnzimmer gewesen ist (Türe war bis dahin verschlossen). Wenn wir dann eine Glocke gehört hatten, haben wir uns vor der Wohnzimmertür aufgestellt und Weihnachtslieder gesungen bzw. auf der Flöte (ich, meine Mutter, mein Bruder je nach dem) und später auch auf der Geige (mein jüngster Bruder) gespielt. Dabei wurde die Wohnzimmertür immer ein Stück weiter geöffnet bis wir schließlich ganz rein durfte. Unter dem Baum stand immer eine alte Krippe die meine Großeltern schon hatten als meine Mutter und ihre Geschwister klein waren. Neben dem Baum stand immer einen Tapeziertisch (natürlich mit Tischdecke) wo die bunten Teller mit Naschkram, den jeweiligen Anfangsbuchstaben als Spritzgebäck, für jede Frau einen Pfefferkuchenengel für jeden Mann einen Pfefferkuchen Nikolaus, Mandarine, Apfel, Nüsse und dem jeweiligen Geschenk drauf standen. Wenn der erste Run auf die Kekse weg war und die Geschenke ausgepackt gab es immer noch einen Mohnstrudel und Soleier (beides nicht mein Fall). Gegen Mitternacht gab es dann immer noch einen Fleischwurstring (und wer wollte Senf). Außerdem ist die ersten ca. 10 Jahre meines Lebens nachts um Mitternacht eine Bläserkapelle oder ein Posaunenchor durch den Ort gelaufen und hat Weihnachtslieder gespielt. Meistens waren wir zu fünft zu Besuch bei Oma und Opa Mü zu Hause an Heiligabend. Ein Onkel kam immer noch später zum Fleischwurst essen. Manchmal waren auch noch andere Geschwister von meiner Mutter da.
Am 1. Weihnachtsfeiertag waren wir immer bei meiner Oma Vä (väterlicherseits) zusammen mit allen 4 Geschwistern meines Vaters, deren Partner und Kindern (insgesamt um die 20 Personen inzwischen knapp 30 inkl. 6 Urenkel). Wir haben uns zum Brunch getroffen jeder hatte eine feste Rolle was er mitbrachte. Danach war dann Bescherung. Bei meiner Oma bekamen alle 5 Enkeltöchter das gleiche und ebenso alle 5 Enkelsöhne. Im Anschluss sind alle nochmal nach Hause gefahren. Abends haben wir uns zum Abendessen wieder getroffen. Nach dem Essen durften die Kindern Fernsehen und die Erwachsenen haben ihre Wichtelgeschenke ausgetauscht und fürs nächste Jahr neu ausgelost. Gefeiert wurde bis nach Mitternacht in den Geburtstag des Bruders meines Vaters rein.
Am 2. Feiertag waren wir dann alle wieder bei Oma und Opa Mü zusammen mit allen 6 Geschwistern meiner Mutter, deren Partner und Kindern (meine ersten 10 Jahre waren wir auch etwa 20 Personen inzwischen sind wir ca. 35 inkl. 4 Urenkel). Getroffen haben wir und zum Mittagessen. Nach einer Suppe gab es gab immer Klöße. Immer! Dazu gab es Fleisch (welches variierte), Rotkohl und auch noch mindestens ein anderes Gemüse. Zum Nachtisch gab es meistens Eis. Nachdem aufräumen sind fast alle eine Runde raus gegangen um frische Luft zu schnappen. Danach gab es Kekse und Mary Poppins haben wir auch manchmal geschaut. Zum Abendessen gab es belegte Brote.
Einiges hat sich davon im laufe der letzten 30 Jahre verändert und an die inzwischen anderen Lebensumstände angepasst aber vieles davon ist noch gleich geblieben. Aber das wichtigste für mich ist das ich so einmal im Jahr die ganze Familie treffe - zumindest bisher. Dieses Jahr ändern wir die Regeln für uns.