Donnerstag, 4. Februar 2016

'ne echt kölsche Mädche

Ich bin in Köln geboren und aufgewachsen und zwar den Großteil davon mitten drin im Severinsveedel. Auch die weiterführende Schule lag (liegt natürlich immer noch) in diesem Veedel. Karneval war also einfach unumgänglich.
Zusätzlich war mein Opa jahrelang Zugführer eines Karnevalszugs im Kölner Süden. Gefühlt bis ich ca. 20 war. In echt evtl. auch ein paar Jahre weniger oder mehr. Dadurch war unsere ganze Familie (meine Mutter hat 6 Geschwister) dort immer einbezogen. Die Familie ist auch einmal als Gruppe in ebendiesem Zug mitgegangen. Ansonsten bin ich nachdem ich Schulkind war alleine oder mit meinem Bruder vorne her gegangen als Traditionsfigur (Bauer bzw. Bäuerchen). Später haben das meine Brüder und Cousinen fortgesetzt. Es war auch die Überlegung ob K1 in meine Fußstapfen tritt dieses Jahr zusammen mit einer meiner jüngsten Cousinen. Aber die Organisation ist dieses Jahr etwas anders also haben wir es abgesagt.
Vorher haben wir uns genau überlegt wie wir uns verkleiden wollen. Solange einer von uns in den Kindergarten ging gab es dort ein Motto nachdem man sich richten sollte (Geschwister natürlich optional). Die Eltern haben sich in manchen Jahren sogar zum Kostümnähen/basteln getroffen.
Wir haben von Weiberfastnacht bis Veilchendienstag im Normalfall das Haus nur im Kostüm verlassen (nicht unbedingt jeden Tag das gleiche).
An Weiberfastnacht wurde im Kindergarten mit Eltern und Geschwister gefeiert mit Essen das die Eltern mitbrachten. Meine Mutter zum Beispiel hat immer Mutzemandeln gemacht (auch heute noch aber nicht mehr in den Mengen und manchmal auch gar nicht) die im Kölner Karneval einfach genauso dazu gehören wie Berliner. Nachmittags waren wir manchmal noch bei befreundeten Familien/Nachbarn zum feiern eingeladen.
Donnerstags war dann auch in der Grundschule Party (ohne Eltern) und auch in der Weiterführenden Schule bis zur Oberstufe da gab es dann Mittwoch abends eine Oberstufenparty mit der Nachbarschule und wir durften Donnerstags zu Hause bleiben. In der Grundschule durfte man Freitags noch in die Schule kommen zum "aufräumen" z.B. wenn die Eltern arbeiten mussten, war aber freiwillig und ich kann nicht sagen was da je gemacht wurde, ich war nie da ;-)
Montags war aber überall frei wegen Brauchtumspflege und den Dienstag hatten wir in der Grundschule auch frei und in der weiterführenden Schule wurde der an 2 Samstagen (wo Tag der offenen Tür war) vorgearbeitet.
Samstags waren wir immer bei meinen Großeltern um für meinen Opa am nächsten Tag beim "Strüßjer" (Blumen mit Grünzeug) binden zu helfen. Zwischendurch gingen wir zu einem Vorortszug in der Nähe wo mein Opa schon mal die Musikgruppen begrüßte die am nächsten Tag auch in "seinem" Zug mitgehen würden. Teilweise kamen (und kommen noch) die sogar auch Hamburg.
Als wir älter waren sind wir manchmal auch Samstags abends zum Geisterzug gegangen.
Sonntag stand schon immer alles im Zeichen des Zuges meines Opas. Vormittags trafen sich alle bei meinen Großeltern wo es Gulaschsuppe gab. Es mussten noch Vorbereitungen getroffen werden (z.B. Straßen absperren, letzte Autos aus dem Parkverbot entfernen lassen etc). Mein Opa und Helfer mussten schon eher los um die Zugaufstellung zu beaufsichtigen. Wer nicht teilnahm stand am Rand des Zuges zum zu gucken und Kamelle sammeln. Da wir im Falle des Mitlaufens nach der Polizei die ersten im Zug waren konnten wir uns auch gut noch am Ende hinstellen und Kamelle sammeln (sofern die Gruppen noch etwas hatten) während der Zug sich nach und nach dahinter auflöste.
Danach gingen wieder alle zu meinen Großeltern zum feiern, Berliner, Mutzemandeln & Spitzpopos essen, Beute sichten und tauschen.
Die Erwachsenen gingen oft abends nochmal feiern während wir bei meinen Großeltern blieben (weiter Cousins und Cousinen kamen erst dazu als ich 10 war).
Montags guckten wir uns meistens einen Rosenmontagszug an, allerdings nie den echten großen den habe ich das erste mal mit 12-13 vielleicht gesehen als ich mit einer Freundin und deren Familie mitgegangen bin.
Dienstags war dann noch bei uns im Veedel ein kleiner Zug hauptsächlich bestehend aus Fußgruppen mit lokalem Veedelsbezug (Kindergärten, Schulen, Jugendeinrichtungen, Sportvereine etc.).
Am Aschermittwoch war dann tatsächlich alles vorbei. In der Grundschule waren wir am Aschermittwoch auch in der Kirche (ich kann mich an das Aschekreuz auf der Stirn erinnern) in der weiterführenden Schule kann ich es nicht sagen).

Jetzt wohne ich seit 13 Jahren nicht mehr in Köln, war aber oft zu Karneval da aber irgendwie finde ich es schade das meine Kinder nicht so damit aufwachsen können auch wenn wir meistens hinfahren ist es nicht das gleiche.
K1 hat mehr die Norddeutsche Mentalität seines Vaters geerbt. Die Süßigkeiten sind ganz ok. Verkleiden geht bis zu einem gewissen Maß (selbst mit 2 wollte er schon nicht), schminken aber nicht. Die Musik zieht ihn dann aber doch in ihren Bann.
K2 und K3 könnten evtl. mehr karnevalistische Gene abbekommen haben, mal sehen.
In der Grundschule wird Freitags gefeiert mit Polonaise durch die Schule und Ententanz in der Sporthalle, ich bin gespannt was K1 morgen nach der Feier sagt.
Im Kindergarten feiern sie Rosenmontag wo wir bisher erst einmal waren und auch dieses Jahr nicht sein werden weil Montag immerhin Schulfrei ist und wir wieder nach Köln fahren können.
Mit Kölle Alaaf und Leuten die verstehen können was sie singen und für die auch zumindest während des Fastelovend tatsächlich gilt "Hey Kölle, do ming Stadt am Rhing"!